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Finaler Prototyp


Mit den Resultaten aus den User Testings mit dem 2. Prototypen machten wir uns daran, eine dritte und finale Version zu entwickeln. Die Ergebnisse des letzten Workshops zeigten auf, dass wir unbedingt mit einer kreisförmigen Anordnung der Aktoren weiterfahren sollten. Damit können wir Muster und Verhaltensweisen von Melodie und Gesang auf den Körper übertragen.
Allerdings reicht eine einzelne Aktorengruppe nicht aus, alle Informationen auf dem Körper abzubilden. Unsere Probandinnen äusserten den klaren Wunsch, unterscheiden zu können, was Gesang, was Rhythmus und was Melodie ist. Somit war für uns klar, dass wir verschiedene Bereiche für die verschiedenen Elemente der Musik vorsehen müssen.
Weiter haben wir festgestellt, dass es nicht reicht, wenn wir die einzelnen Kreise ansprechen können. Um wirklich komplexe Muster aufzuzeigen, müssen wir die einzelnen Motoren unabhängig voneinander und stufenlos ansprechen können. Aus diesem Grund haben wir uns Multirplexer-Chips (TLC 5940) besorgt, die uns die Output-Pins des Arduinos vervielfachen, so dass wir mit einem Arduino nun bis 48 PWM-Outputs verwenden können.
Die Stromspeisung der einzelnen Motoren muss nach wie vor über eine externe Stromquelle erfolgen, da die Motoren ansonsten zu wenig Leistung erzielen. Dies bedeutet für uns, dass wir für jeden Motor eine Transistorschaltung und eine externe Stromquelle einrichten müssen. In er finalen Version haben wir dazu jeweils 8 bis 9 Vibrationselemente an eine Stromquelle (2.4 Volt) angeschlossen.

Anordnung der Vibrationselemente

Die Position der ganzen Aktorelementen auf dem Körper ist nicht zufällig gewählt. Die Zentren der einzelnen Aktorgruppen (Kreise) sind auch auf dem Köper zentral positioniert. Als Zentren des Körpers gelten Nabel und Kreuz. Diese Zentren nutzen wir zur sinnvollen Positionierung unserer Aktorgruppen.

Der Rhythmus wird nach wie vor auf dem Bauch abgebildet.
Die Elemente der Melodie werden auf dem Rücken, im Bereich des Kreuzes abgebildet.

Durch die Aktoren am Bauch und auf dem Rücken hat man das Gefühl, mitten im Geschehen zu stehen. Man empfindet ein ganzheitliches Erlebnis, ist Teil der Vibrationen. Zusätzlich zur Melodie wird der Gesang übermittelt. Diese Gesangs-Aktoren-Gruppe ist oberhalb der Melodie im Bereich der Schultern platziert.

Für die Positionierung haben wir uns ebenfalls an den Energiezentren des Körpers orientiert, den Chakren. Der Hauptteil der Vibrationselementen orientieren sich am Solarplexuschakra. Dieses steht für Kraft und Macht, Identitätsentwicklung, Gefühle. Alles Elemente, die wir auch in der Musik, in Rhythmus und Melodie wiederfinden.
Die Gesangsgruppe ist auf dem Herzchakra platziert, auf Höhe des Herzens auf der Wirbelsäule. Dieses Chakra steht für bewussten Umgang mit Gefühlen, Liebe und Schmerz, sowie für das verbale Formulieren von Gefühlen und Gedanken.
Die Positionen sind aus Sicht der Chakrenlehre somit sicher sinnvoll gewählt.

Anordnung der einzelnen Vibrationselemten in den Aktorgruppen

Die einzelnen Vibrationselemente in den Aktorgruppen sind natürlich nicht frei platziert, sondern nach bestimmten Kriterien und Überlegungen angeordnet. Als Basis der Anordnung haben wir uns an einer Kreisform orientiert. Der Kreis bringt eine geschlossene, endlose und vollkommene Form.
Da wir verschieden starke Gefühle auslösen, sowie auch fliessende Bewegungen abbilden wollen, haben wir mehrere Kreisformen in einander plaziert. So erreichen wir eine wellenförmige Empfindung der Vibrationen. Die Ansteuerung kann von Innen nach Aussen
oder umgekehrt funktionieren. Weiter können wir jeden einzelnen Aktor ansteuern und so komplexe Muster auf den Körper bringen.

Aus unserem Workshop mit Gehörlosen haben wir herausgefunden, dass einzelne Aktoren ein zuwenig starkes Gefühl vermitteln. Um einen starken, druckvollen Beat zu erzeugen brauchen wir dementsprechend auch stake Aktoren oder mehrere Aktoren die ein solches
Gefühl auslösen.
Der Aufbau bei den Beat-Aktorgruppen ist eine Mischung aus Equalizer und Kreissegmenten. Sie bewegen sich vom Zentrum des Körpers, nach aussen (links/rechts). Mit diesen Anordnungen kann man auch das Abbild Stereo gut vermitteln. In der Mitte sind jeweils zwei
Aktoren, im zweiten Kreissegment sind jeweils drei Aktoren und im Äussersten sind jeweils vier. So erzeugen wir von der Mitte her gesehen ein schwaches, bis hin zu einem druckvollen Gefühl nach aussen.

Die Melodie und der Gesang sind beides starke Elemente aus der Musik und fliessen nahtlos ineinander. Ein solches Abbild wollen wir ebenfalls erreichen trotz anatomisch verschiedenen Platzierungen.
Beide Aktorgruppen bestehen ebenfalls aus mehreren Kreisen. Die äussersten beiden Kreise fliessen ineinander. Mit dieser Anordnung können wir zwischen Melodie und Gesang wechseln und behalten ein Harmonisches Gefühl.

Elektroschema

Design Gilet

Unser Produkt sollte schlussendlich auch optisch ansprechend wirken. Da wir mit diesem Prototypen eine ausgiebige Testreihe planen, muss dieser kompakt und angenehm zu tragen sein. Optisch sollte das ganze Produkt modern und sportlich daherkommen, da die Idee ist, dass unser Produkt im Alltag getragen werden kann. Darüber hinaus muss das ganze Gilet in der Grösse verstellbar sein, damit man die einzelnen Aktoren auch gut auf dem Körper spüren kann. Der Stoff muss dehnbar sein. Und zu guter Letzt sollte das Ganze so aufgebaut sein, dass die Elektronik gut zugänglich ist und einzelne Bauteile einfach ausgetauscht werden können.
Zusammen mit einer Modedesignerin haben wir das Gilet entworfen. Wir haben uns entschieden, zwei Exemplare zu machen, eine Damengrösse und eine Herrengrösse, damit wir das Produkt einerseits mit unseren Probandinnen und andererseits an uns selber testen können.
Der finale Prototyp besteht nun aus einer Innen- und eine Aussenhülle, die mittles diverser Reissverschlüsse zusammengefügt werden. Es besitzt sechs Laschen mit Klettverschlüssen, um das Gilet zusammen zu ziehen. Die Motoren sind zwischen der Innen- und der Aussenhülle platziert, befestigt an der Innenhülle. Die restliche Elektronik findet Platz in einem dafür vorgesehenen Säckchen, ebenfalls am Innengilet befestigt.

Software und Musikstücke

Da wir für unseren finalen Prototypen die Musik nachprogrammieren, also zeitbasiert jeden Motor einzeln stufenlos steuern möchten, ist MaxMSP, das bisher verwendete Programm für die Aktorsteuerung, nicht mehr geeignet. Wir müssen für die Programmierung auf eine Zeitleiste zurückgreifen können. Aus diesem Grund haben wir Flash als Steuerungstool ausgewählt. Wir haben uns ein einfaches Interface erstellt, mit dem wir grafisch jeden einzelnen Motor – aber auch jeden Kreis – stufenlos steuern können.
Damit wir die Informationen aus dem Flash auf die Aktoren bringen, arbeiten wir mit serieller Kommunikation über ein Socket. Dieses Socket leitet uns die Werte aus dem Flash an das Arduino weiter, wo wir die Werte auslesen, neu berechnen und über die tlc5940-Library an unsere Multiplexer-Chips weitergeben.

Effekte

Um dem Träger einen grundsätzlichen Eindruck zu vermitteln, wie sich das Gilet in Aktion anfühlt, haben wir zwei Effekte programmiert. Einerseits eine kreisförmige Bewegung in der Bauchgegend und andererseits kreisförmige aufbauende Bewegungen im Bauch- und Kreuzbereich. Mit diesen Effekten kann sich der Benutzer des Gerätes einen Eindruck verschaffen, wie sich die Vibration anfühlt.

Musikstück “Where’d You Go” von Fort Minor

Auch für unseren finalen Prototypen haben wir das Musikstück “Where’d You Go” von Fort Minor ausgewählt. Mit diesem Song kann sehr schön gezeigt werden, wie eine sich aufbauende Entwicklung der Musik sich anfühlen könnte.
Zuerst merkt man nur feine Pianotöne, die sich regelmässig abwechseln und im Rückenbereich fühlbar sind. Ein weicher, feiner Gesang kommt dazu, dies ist der Refrain des Liedes und wird über den Gesangsbereich vermittelt. Richtig druckvoll wird das Lied, wenn der Beat einsetzt. Gut fühlbar und stetig vorantreibend wird der Rhythmus im Bauch wahrgenommen. Zusätzlich dazu kommt noch der Rap-Gesang des Sängers, der das umfassende Erlebnis von Musik auf dem Körper komplettiert.

Musikstück “Billy Jean” von Michael Jackson

Ein zweites Muster ist “Billy Jean” von Michael Jackson. Dieses Lied ist von Anfang an mit starkem Beat präsent. Nach kurzer Zeit kommt eine fortlaufende Baseline. Diese wird über kreisförmig aktivierte Vibrationsmotoren dargestellt und ist wesentliches Element der Melodie. Später kommt ein Synthesizer dazu, welcher ebenfalls Motoren der Melodiegruppe aktiviert. Mit diesem Lied können wir sehr schön das Zusammenspiel von Beat und Bass aufzeigen, das Zusammenspiel der Aktorgruppen am Bauch und am Rücken.